HEINZ TRÖKES


Lebenslauf


  • 1913 Heinz Trökes wurde am 15. August in Hamborn/Rhein geboren
  • 1932-33 Besuch der Kunstgewerbeschule in Krefeld
  • 1933-36 Schüler von Johannes Itten in Krefeld
  • 1936-38 als Maler in Augsburg; Lebensunterhalt durch Textilentwürfe
  • 1937 in Paris Begegnung mit Kandinsky
  • 1938 erste Einzelausstellung in der Berliner Galerie Nierendorf, die auf Veranlassung der Nationalsozialisten geschlossen wird; Ausschluss aus der Reichskulturkammer und bis 1945 keine Ausstellungsmöglichkeit
  • 1939 Übersiedlung nach Zürich, um von dort nach Holländisch-Indien auszuwandern, was durch Ausbruch des 2. Weltkrieges unmöglich wird; Rückkehr nach Deutschland
  • 1940 Studium bei Georg Muche in Krefeld
  • Einberufung zur Wehrmacht
  • 1941-45 Flaksoldat in Berlin; Besuch der freien Kunstschule von Max Dungert in Berlin
  • 1945 Mitbegründer der ersten privaten Kunstgalerie nach dem Krieg in Deutschland, der Galerie Gerd Rosen in Berlin
  • 1945-46 künstlerischer Leiter der Galerie Gerd Rosen, Berlin
  • 1947 Ruf an die Staatliche Hochschule für Architektur und Kunst in Weimar; nach einem Semester Beendigung der Lehrtätigkeit
  • 1948-49 Aufenthalt in Rodenbach bei Neuwied, danach wieder Berlin
  • 1949 Heirat mit Renata Severin
  • Artikel in der Zeitschrift „Les Temps Modernes“, Paris (Direktor Jean Paul Sartre) über „La peinture moderne et le public en Allemagne. L´inflation d´expositions et le scandale qu´elles provoquent“
  • 1950 Preisträger beim Blevin Davis-Wettbewerb in München
  • 1950-52 in Paris Freundschaft mit Wols und Paul Celan; Teilnahme an dem wöchentlichen jour fixe um André Breton (Perét, Duchamp, Toyen, Max Ernst, Tamayo, Hérold)
  • 1952-56 Aufenthalt auf Ibiza
  • 1955 Kritikerpreis Berlin
  • 1956 Berliner Kunstpreis
  • 1956-58 Leiter der Abteilung für Freie Grafik an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Hamburg
  • 1958 Glasfenster auf der Interbau in Berlin
  • 1959 Aufenthalt auf der Insel Ägina in Griechenland
  • 1961 Mitglied der Akademie der Künste Berlin
  • 1962-65 Lehrtätigkeit an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
  • 1965 Ruf an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin; Kirchenfenster in Leonberg bei Stuttgart
  • 1966 Experimente mit Georg Muche an einem Helioclichografen in Kassel, um elektronisch gesteuerte Drucke herzustellen
  • 1968 LSD-Malversuche mit Dr. Hartmann, München; Ehrenmitglied der Accademia Internazionale "Tommaso Campanella di Lettere-Arti-Szience" in Rom
  • 1972 Seminar für Freie Malerei an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg
  • 1978 drei Gobelin-Entwürfe (Ausführung durch die Fränkische Gobelin-Manufaktur); Farbgebung eines 17-stöckigen Wohnblocks in Berlin-Schöneberg; Beendigung der Lehrtätigkeit in Berlin
  • 1979 Retrospektiv-Ausstellung in der Akademie der Künste, Berlin
  • 1980 Retrospektiv-Ausstellung im Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg
  • 1983 Ausstellung in der Nationalgalerie Berlin anlässlich seines 70sten Geburtstages
  • Seit 1932 ausgedehnte Studienreisen in Europa, Afrika, Nord- und Lateinamerika, Asien, Australien und im Süd-Pazifik.
  • Heinz Trökes starb am 22. April 1997 im Alter von 83 Jahren.

Einzelausstellungen in und mit der Galerie Kley 1972, 1973, 1978, 1982, 1987, 1992, 1994, 2004, 2013

Werk


Als einer der führenden Vertreter der deutschen Nachkriegsmoderne gehörte Heinz Trökes (1913-1997) zu den wandlungsfähigsten und unabhängigsten Malern seiner Generation.

Heinz Trökes "Tropical", Aquarell 1960
"Tropical", Aquarell 1960

Da sich Heinz Trökes in keine Schublade und in keinen „Ismus“ einordnen ließ, war er für die Kunstkritiker-Szene nur schwer greifbar und geriet darüber in eine gewisse Außenseiterposition. Für den Galeristen Werner Kley hingegen gehörte Heinz Trökes seit den Anfängen seiner Galerie 1971 nicht nur zum festen Künstlerrepertoire mit regelmäßigen Einzelausstellungen und Editionen, sondern wurde darüber hinaus eine Art väterlicher Freund.

 

Heinz Trökes‘ Lebenseinstellung und seine Kunstauffassung waren geprägt von den vielen Reisen, mehrjährigen Auslandsaufenthalten und den zahlreichen Bekanntschaften zu Künstlerkollegen seiner Zeit.

 

Spätestens seit 1945 gehörte Heinz Trökes zum engen Kreis der neuen deutschen Künstlergeneration: Studium bei Itten und Muche, Begegnungen mit Kandinsky und Breton, Freundschaften zu Max Ernst und Wols, Weggefährte von Baumeister und Nay – und doch bewahrte er seine künstlerische Freiheit, blieb nur sich selbst, niemals einer Stilrichtung oder Konventionen verpflichtet, bereit dem Neuen mit seiner eigenen, stets wandlungsfähigen Formensprache zu begegnen.

 

Sein außergewöhnliches Œuvre ist geprägt von Farbabstraktionen, informell anmutenden Kompositionen, mythischen Farbräumen, aber auch von poetischen und atmosphärischen Landschaftsfantasien.

 

Das Spiel, die Heiterkeit und der Ernst, der Mut zum unberechenbaren Wandel, gar zum Bruch im Stil – Komponenten des Gesamtwerks lassen sich anhand der Aquarelle wunderbar nachvollziehen.

 

Trökes‘ Aquarelltechnik - bisweilen unter Hinzufügen von Gouache, Farbstift und Kreide – lässt in Schichten an- und aufgelegten Farbgründe durchscheinen, geheimnisvoll und transparent werden; mitunter leuchten sie wie magisch von innen heraus. Die Liniengefüge, Motivsprenkel und nur leicht vorgenommenen Raumverschränkungen bilden ein Zusammenspiel mit dem Gleich- und Wechselklang der Farbtöne. Manchmal ist der Grund des Papiers weiß belassen, häufig blickt man wie in der Aufsicht von oben auf die Farbfelder, deren wässrig klare Formen ganz der Fläche eingebunden sind.

 

In den frühen 60er Jahren schafft H. T. eine Folge von dunkel temperierten, erdhaften Aquarellen mit reduzierter Zeichengebung. Grundiert und eingebunden in vorherrschende Braun-oder Rußtöne, angereichert um subtil abgestimmte, gebrochene Farbwerte von Rot, Grün, Blau oder Ocker, sind diese Blätter, die das Querformat bevorzugen. (s. „Tropical“, 1960)

 

Auf jene Blätter mit ihren weichen, chromatischen, bisweilen nebelartigen Farbübergängen folgen in den nächsten Jahren (1966 – 1971) Aquarelle mit einer ausgesprochen kräftigen, exotischen Farbigkeit sowie außerordentlich präzise konturierten Formen. Sie wirken wie ein Paukenschlag mit dem Aquarellpinsel! Der Stilwandel erscheint jäh. Keine Zwischentöne, sondern klare „Buntheit“ der Farben, die Assoziationen an die Pop-Art wachruft. Auch Psychedelisches scheint auf. Die Gegenstände sind eindeutig benennbar – Hand, Fisch, Kristall, Halbmond, Auge, Flamme, Kopf, Schmuckband -, doch es herrscht das Alogische des Traums. Alle Elemente sind der Flächenhaftigkeit verschrieben – nebeneinander, über- und untereinander, selbst ineinander in kompositorisch völlig gleichberechtigter Weise. Raum als solcher existiert nicht, zumindest nicht in streng perspektivischer Ausrichtung.

 

Mitte der 70er Jahre behält H.T. zunächst die Farbigkeit bei, jedoch wesentlich abgemildert und erneut unter dem Einsatz von gebrochenen Tönen. Das Landschaftliche rückt wieder in das Geschehen der Aufmerksamkeit. Weite Teile des Papiers, vor allem die Randzonen, bleiben in diesen Aquarellen frei; umso stärker können sich die Einzelformen zu kompositorisch-rhythmischen Gebilden entfalten. („Spätsommer“ 1975)

 

Heinz Trökes "Farbvernetzung", Aquarell 1992
"Farbvernetzung", Aquarell 1992

Nach einem Intermezzo mit Grisaille-Arbeiten, die mit Chinatusche und unter der Beigabe von Wasser leicht und transparent wirken, kehrt zu Beginn der 80er Jahre die Farbe wieder in die Aquarellarbeiten zurück, die sich mehr dem Landschaftlichen zuwenden. Zehn Jahre später entsteht eine letzte, in sich geschlossene Gruppe von Aquarellen, die vollkommen aus dem Material und dem Geist der Wasserfarben heraus geschaffen sind. Die Farben sind leicht, oft durchscheinend, die Farbverläufe fließend und übergangslos. Die Motive sind reduziert auf lineare und flächige Strukturen und Texturen. Es geht nur noch um das Aquarell und die Farbe an sich, als Quintessenz und Vermächtnis eines vielschichtigen Malerlebens. Titel wie „Aquarell - Aquarell“ oder „Farbvernetzung“ lassen dies deutlich werden.

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