Tom Wesselmann


Tom Wesselmann in his studio, 1992. Photo © Thomas Hoepker
Tom Wesselmann in his studio, 1992. Photo © Thomas Hoepker

vita


Frühe Jahre

1931–1954
· Geboren am 23. Februar 1931 in Cincinnati, Ohio · Studium ab 1949 in Ohio, zunächst am Hiram College, dann Psychologie an der University of Cincinnati · 1952 Einzug zum Wehrdienst, erste Cartoons entstehen · Nach der Entlassung 1954 Abschluss in Psychologie und Beginn eines Zeichenstudiums an der Art Academy of Cincinnati · Erste Cartoon-Verkäufe an Zeitschriften wie 1000 Jokes und True


New York und künstlerische Neuorientierung

 

1956–1959
· 1956 Wechsel an die Cooper Union in New York · Entscheidender Besuch im MoMA: Motherwells Elegy to the Spanish Republic weckt erstmals tiefe ästhetische Erschütterung · Begeisterung für Willem de Kooning, den er später bewusst ablehnt, um einen eigenen künstlerischen Weg zu finden · 1958 entscheidender Landschaftsaufenthalt im Green Camp der Cooper Union: Malerei wird zur Hauptperspektive


Durchbruch mit der Great American Nude-Serie

 

1960–1964
· Mitbegründung der Judson Gallery zusammen mit Jim Dine und Marc Ratliff · Erste Collagenausstellung · Beginn der ikonischen Serie Great American Nude 1961, inspiriert von einem Traum über Rot, Weiß und Blau als patriotische Farben · Erste große Soloausstellungen bei Tanager und Green Gallery, Kontakt zu Galeristen wie Ivan Karp (Leo Castelli) · Teilnahme an der Ausstellung New Realists in der Sidney Janis Gallery 1962, gemeinsam mit Warhol, Lichtenstein u. a. · Entwickelt großformatige Collagen, integriert Werbebilder und Alltagsobjekte, grenzt sich zugleich von der Pop-Art-Labelung ab: „Ich lehne Etiketten ab, besonders ‚Pop‘.“ · Beginn der Stillleben mit experimentellen Assemblagen, z. B. eingeschaltetem Fernseher in Still Life #28


Expansion von Motiv und Material

 

1965–1970
· Neue Bildserien: Mouth, Smoker Study, Bedroom Painting, Seascapes · Einführung von geformten Plexiglas-Elementen und Negativformen (Drop-Out Series) · Kombination aus isolierten Körperdetails und Objekten · 1964 Teilnahme an der legendären Installation The American Supermarket in der Bianchini Gallery · 1970 Abschluss der Serie Great American Nude mit der Nummer 100


Neue Dimensionen: Monumentale Stillleben und Skulpturen

 

1970er Jahre
· Großformatige, teils freistehende Bilder, z. B. Still Life #59 und Still Life #60 · Integration von Pop-Porträts und persönlichen Elementen, wie Selbstporträts oder Referenzen an Mary Tyler Moore · Entwicklung der Smokers weiter: Hände, Nägel und Rauch verbinden Erotik mit Ironie · Prägnantes Zitat: „Painting, sex, and humor are the most important things in my life.“


Technische Innovationen: Metallzeichnungen und abstrakte Formen

 

1980–1990er Jahre
· 1980 Veröffentlichung seiner Autobiografie unter dem Pseudonym Slim Stealingworth · Beginn der Stahl- und Aluminium-Arbeiten: Linienzeichnungen werden als Laser-Cutouts an der Wand „gezeichnet“ · Entwicklung der ersten künstlerischen Laser-Cut-Technik · Ab 1993 verstärkt Hinwendung zur Abstraktion: „Ich verstand, dass ich zu dem zurückkehrte, was ich 1959 wollte – diesmal zu meinen eigenen Bedingungen.“ · Weiterentwicklung von Aktdarstellungen und neuen abstrakten Kompositionen aus Metallfragmenten


Späte Jahre und Vermächtnis

 

2000–2004
· Gesundheitlich eingeschränkt, aber unvermindert produktiv · Rückbezüge auf Matisse, v. a. in der Serie Sunset Nudes · Letzte Arbeiten verbinden Figuratives und Abstraktes, Hommage an Mondrian und Matisse · Tod am 17. Dezember 2004 nach einer Herzoperation

   

Werk


Tom Wesselmann gilt als einer der markantesten Vertreter der amerikanischen Pop Art – obwohl er selbst das Label stets ablehnte. Sein Werk ist geprägt von der sinnlichen, oft ironischen Inszenierung von Erotik, Konsumwelt und alltäglicher Bildsprache. Mit den Great American Nude-Serien und großformatigen Stillleben verschmolz er Bildzitate der Kunstgeschichte mit Motiven der Werbung. Charakteristisch sind seine ikonischen geformten Leinwände, Collagen und später die innovativen Metallzeichnungen, die die Grenze zwischen Zeichnung, Malerei und Skulptur auflösten. Wesselmann verstand es, banale Bildmotive in monumentale, vibrierend farbige Kompositionen zu verwandeln, die Pop, Abstraktion und klassische Kunsttradition spielerisch verbanden.