Wolf Vostell


Wolf Vostell, 1978
Wolf Vostell, 1978

vita


Kindheit und Jugend

1932–1952
· Geboren am 14. Oktober 1932 in Leverkusen als Sohn von Hubert und Regina Schäfer, geb. Vostell · 1939 Umzug der Familie ins Sudetenland, Kriegsjahre in Komotau · Rückkehr nach Leverkusen 1945 · Erste Zeichnungen mit Tusche und Aquarell als Schüler · 1952 Übernahme des Geburtsnamens seiner Mutter: Vostell


Künstlerische Ausbildung und erste Arbeiten

 

1950–1957
· Ab 1950 erste künstlerische Ideen und Zeichnungen · 1953 Lithografenlehre, Besuch der Werkkunstschule in Wuppertal bei Ernst Oberhoff · 1955/56 Studium an der École nationale supérieure des beaux-arts, Paris · 1957 Kunstakademie Düsseldorf · 1954 entdeckt er das Wort „décollage“ auf der Titelseite des Le Figaro, entwickelt es zu seinem zentralen künstlerischen Prinzip Dé-coll/age


Wegbereiter des Happenings und der Fluxus-Bewegung

 

1958–1968
· 1958 erstes europäisches Happening Das Theater ist auf der Straße in Paris · 1961 Cityrama in Köln – erstes deutsches Happening · 1962 Mitbegründer von Fluxus, Teilnahme an Fluxus-Manifestationen in Wiesbaden und Düsseldorf · 1962 Gründung der Zeitschrift Dé-coll/age – Bulletin aktueller Ideen · 1963 Installation Das schwarze Zimmer in der Galerie Parnass – frühes Environment mit Fernsehgeräten · Zahlreiche Happenings in New York, Berlin, Köln, Wuppertal, Ulm · Intensive Zusammenarbeit mit Weggefährten wie Nam June Paik, Joseph Beuys, Dick Higgins · 1965 Teilnahme am 24-Stunden-Happening in der Galerie Parnass · 1967 Miss Vietnam – politisches Happening gegen den Vietnamkrieg


Neue Formen: Verwischungen, Dé-coll/age, TV-Assemblagen

 

1958–1970
· Entwickelt Dé-coll/age von Plakatabrissen zum umfassenden Gestaltungsprinzip · Pionier der Videokunst: elektronische TV-Dé-coll/agen seit 1959 · Verwischung als künstlerische Technik ab den 1960ern: Fotografien mit Lösungsmitteln manipuliert (z. B. Kleenex-Zyklus, Kennedy vor Corham) · Kombination von Dé-coll/age, Happening, TV, politischen Ereignissen · 1968 erste Auto-Beton-Skulptur Ruhender Verkehr


Museum Vostell Malpartida und Verbindung zu Spanien

 

1974–1998
· 1974 Besuch von Malpartida de Cáceres, Gründungsidee für ein Museum inmitten der Natur-Formation Los Barruecos · 1976 Einweihung des Museo Vostell Malpartida mit VOAEX – einbetonierter Opel Admiral · 1977 Kauf und Restaurierung des Palacio de Topete als zweiter Wohnsitz mit Familie · Organisation der Semana de Arte Contemporáneo (SACOM) · Pendeln zwischen Berlin und Malpartida bis zum Lebensende · 1993 Abschluss der Museumsarbeiten, rund 50 Werke Vostells im Bestand


Späte Arbeiten und politische Themen

 

1980–1998
· Thematisierung des Holocaust, des Vietnamkriegs, Studentenrevolten, Wirtschaftswunder, Fall der Berliner Mauer · 1989 Triptychon 9. November 1989 Berlin · 1990 erste westdeutsche Ausstellung im ehemaligen Ost-Berlin · Große Leinwände, Assemblagen und Bronze-Skulpturen (z. B. Berlinerin 1994) · Serie Tauromaquia mit Stiermotiven, Assemblagen mit Autoteilen und Glühlampen · Letzte Arbeiten: Ritz (1998) und zahlreiche Multiples wie das Berliner Brot

 

   

Werk


Wolf Vostell war einer der radikalsten Künstler der Nachkriegsavantgarde. Mit der Dé-coll/age als Gegenbewegung zur Collage entkleidete er die Oberfläche, um neue Wahrheiten freizulegen. Seine Verwischungen zersetzen Ikonen der Konsumgesellschaft und politischen Macht. Vostell integrierte als einer der Ersten Fernsehgeräte in die Kunst – ein symbolisches Einbinden von Zeitgeschehen und Medienkritik. Er verband Objektkunst, Performance, Musik und Gesellschaftskritik zu komplexen Environments und Happenings. Mit seinem Museum in Malpartida schuf er einen Ort, an dem Kunst, Leben und Natur untrennbar verschmelzen. Vostells Schaffen bleibt ein Manifest für die politische Wucht der Kunst im 20. Jahrhundert.