Bernard Schultze


Bernard Schultze im Kölner Kunstverein 1968, Gerdschwenke, Eigenes Werkeigenes Foto
Bernard Schultze im Kölner Kunstverein 1968, Gerdschwenke, Eigenes Werkeigenes Foto

vita


indheit und Ausbildung

1915–1939
· Geboren am 31. Mai 1915 in Schneidemühl (heute Piła, Polen)
· Aufgewachsen in Berlin, frühe künstlerische Prägung durch das kulturelle Umfeld der Weimarer Republik
· Studium der Malerei und Kunstpädagogik an der Hochschule für Kunsterziehung in Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf
· Erste Werke noch vom Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit beeinflusst

 


Kriegsjahre und Neubeginn

1939–1950er Jahre
· Einzug zum Wehrdienst, später Einsatz im Zweiten Weltkrieg
· 1944: Zerstörung seines bisherigen Œuvres durch Bombenangriff auf Berlin
· Nach Kriegsende Umsiedlung nach Flensburg, dann Neuanfang als Künstler in Frankfurt am Main
· Intensive Auseinandersetzung mit den Umbrüchen der Nachkriegszeit – Beginn einer radikal neuen Formensprache

 


Informel, Quadriga und erste Anerkennung

1950er–1960er Jahre
· Ab 1951 Hinwendung zum Informel, geprägt von gestischer Malerei, spontaner Formbildung und lyrischer Abstraktion
· 1952 Mitbegründer der Künstlergruppe „Quadriga“, gemeinsam mit Karl Otto Götz, Heinz Kreutz und Otto Greis – zentrale Impulsgeber der deutschen Nachkriegsavantgarde
· Entwicklung einer eigenständigen Bildsprache aus Farbmaterie, Zeichen und Rhythmen
· Reisen nach Paris, New York und Südamerika erweitern seine künstlerische Perspektive
· Heirat mit der Künstlerin Ursula Bluhm – Beginn einer lebenslangen Partnerschaft im Leben und in der Kunst

 


Migofs, Materialexperimente und internationale Sichtbarkeit

1960er–1970er Jahre
· Ab 1961 Entstehung der sogenannten „Migofs“ – fantastische, organisch-anmutende Skulpturformen zwischen Zeichnung, Malerei und Objekt
· Erweiterung des Tafelbildes in den Raum: Reliefartige Arbeiten, Assemblagen, Mischtechniken
· Teilnahme an internationalen Ausstellungen, darunter documenta III
· Zunehmende Rezeption seiner Werke im internationalen Kontext – Anerkennung als bedeutender Vertreter des europäischen Informel
· Umzug nach Köln, wo er bis zu seinem Tod lebt und arbeitet

 


Spätwerk, Auszeichnungen und Nachwirkung

1980er–2005
· Große Retrospektiven in deutschen und internationalen Museen
· Ab den 1990er Jahren Rückkehr zu großformatigen Leinwandarbeiten – gestisch, opulent, mit mythologischen, traumartigen Bildwelten
· Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Hessischer Kulturpreis, Lovis-Corinth-Preis, Bundesverdienstkreuz
· Werke in bedeutenden Sammlungen wie Museum Ludwig Köln, Tate Modern London, MoMA New York
· Stirbt am 14. April 2005 in Köln

   

Werk


Bernard Schultzes Œuvre ist eine imaginative, vielschichtige Auseinandersetzung mit Formauflösung, Farbmaterie und figürlicher Imagination. Seine informelle Malerei überwindet die Grenzen des klassischen Bildträgers und entfaltet sich in organisch wuchernden Formen, die an Mikroorganismen, Landschaften oder Traumwesen erinnern.

Mit der Schöpfung der „Migofs“ überführt er die Prinzipien der gestischen Malerei in den Raum – seine Skulpturen sind zugleich malerische Gebilde, autonome Wesen und Metaphern des Lebendigen.

Schultzes Werk oszilliert zwischen Zerstörung und Neuschöpfung, Zufall und Kontrolle, Chaos und Struktur. Dabei bleibt seine Bildsprache über Jahrzehnte vital, poetisch und unverwechselbar.

Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Nachkriegskunst. Sein Beitrag zur Formensprache des Informel und sein künstlerischer Mut zur Grenzüberschreitung wirken bis heute nach.