Arnulf Rainer


Singulart. (2024, November 22). Overpaintings by Arnulf Rainer. Singulart Blog. https://www.singulart.com/blog/en/2024/11/22/overpaintings-by-arnulf-rainer-bc/
Singulart. (2024, November 22). Overpaintings by Arnulf Rainer. Singulart Blog. https://www.singulart.com/blog/en/2024/11/22/overpaintings-by-arnulf-rainer-bc/

vita


Kindheit und Ausbildung
1929–1949
· Geboren am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien · Aufgewachsen mit einem Zwillingsbruder · Früh erkannte künstlerische Begabung · Schulbesuch an der Napola in Traiskirchen (1940–1944), Abbruch aufgrund eines Konflikts mit einem Kunsterzieher · 1947 erstes prägendes Erlebnis internationaler Kunst durch eine Ausstellung des British Council in Klagenfurt · Ab 1947 Hochbaustudium an der Bundesgewerbeschule Villach, Abschluss 1949 · Kurze Studienaufenthalte an der Akademie für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste in Wien – beide abgebrochen nach wenigen Tagen aufgrund künstlerischer Differenzen

 

Frühe Jahre und künstlerische Selbstverortung
1950–1959
· 1950 Mitbegründer der avantgardistischen „Hundsgruppe“ · 1951 erste Ausstellung mit der Gruppe in Wien · Studienaufenthalt in Paris mit Maria Lassnig, Besuch bei André Breton · 1952 Einzelausstellungen in Klagenfurt und Frankfurt am Main – frühe Manifestationen des Informel · Veröffentlichung theoretischer Texte zu Malerei und Abstraktion · Begegnung mit Otto Mauer 1953 – entscheidend für Rainers weitere Laufbahn · Mitglied der Künstlergruppe „Galerie St. Stephan“ ab 1956 · Rückzug in eine verlassene Villa in Gainfarn bei Bad Vöslau (1953–1959) – Beginn der Werkgruppe der Reduktionen als Vorstufe der Übermalungen · 1959 Mitbegründer des „Pintorarium“, einer fiktiv-provokativen Gegenakademie

 

Durchbruch, Anerkennung und Lehre
1960–1995
· 1961 Verurteilung wegen öffentlicher Übermalung eines prämierten Bildes in Wolfsburg · Ab 1963 Arbeitsaufenthalte in Berlin, München und Köln · 1966 Österreichischer Staatspreis für Grafik · 1968 erste Retrospektive im Museum des 20. Jahrhunderts, Wien · Teilnahme an der documenta (1972, 1977, 1982) und der Biennale von Venedig (1980, 1982) · 1978 Großer Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst · 1981 Professur an der Akademie der bildenden Künste Wien, Mitglied der Akademie der Künste Berlin · 1989 Preis des International Center of Photography, New York · 1995 Selbstgewählter Rückzug aus der Lehrtätigkeit nach umstrittener Übermalungsaktion im eigenen Atelier

 

Spätere Jahre, Ehrungen und museale Präsenz
1995 bis heute
· 1993 temporäres Arnulf Rainer Museum in New York · 2002 Einrichtung eines permanenten Rainer-Raums in der Pinakothek der Moderne, München · 2003 Rhenus-Kunstpreis · 2004 und 2006 Ehrendoktorate für Theologie in Münster und Linz · 2006 Aragón-Goya-Preis als erster nichtspanischer Künstler · 2009 Eröffnung des Arnulf Rainer Museums in Baden bei Wien · Lebt und arbeitet heute in Enzenkirchen (Oberösterreich) und auf Teneriffa

   

Werk


Arnulf Rainer zählt zu den bedeutendsten Protagonisten der österreichischen Nachkriegskunst und gilt als Wegbereiter des Informel. Seine künstlerische Praxis ist geprägt von radikaler Geste, materialbezogener Auseinandersetzung und der Übermalung als bildnerischem Prinzip. Seit den 1950er Jahren überarbeitet er eigene wie fremde Werke, zunächst aus Materialmangel, später aus konzeptioneller Überzeugung. Berühmt wurden insbesondere die übermalten Selbstporträts – die sogenannten Face Farces.

In seinem Werk oszilliert Rainer zwischen expressivem Überschwang und kontemplativer Reduktion, zwischen Zerstörung und Neuschöpfung. Die Kreuzform wird ab Mitte der 1950er Jahre zum wiederkehrenden Motiv. Ab den 1970er Jahren integriert er körperbezogene Strategien wie Fuß- und Fingermalerei. Später entstehen Serien über andere Künstler, darunter Leonardo da Vinci und Franz Xaver Messerschmidt. Rainers Spätwerk widmet sich intensiv der Fotografie – zunächst als Grundlage für Übermalungen, später als eigenständige Ausdrucksform.

Mit seiner konsequenten Haltung gegenüber institutionellen Strukturen, seinem experimentellen Zugriff und seiner unverwechselbaren Formensprache hat Arnulf Rainer ein Gesamtwerk geschaffen, das international ausstrahlt und zahlreiche Künstler*innengenerationen beeinflusst. Seine Werke befinden sich in renommierten Museen weltweit, u. a. in der Pinakothek der Moderne, im Solomon R. Guggenheim Museum New York, im Belvedere Wien und im Arnulf Rainer Museum Baden.