Friedrich Meckseper


Friedrich Meckseper 1969 in Worpswede - Renate Lessing
Friedrich Meckseper 1969 in Worpswede - Renate Lessing

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Frühe Jahre & technische Prägung
Friedrich Meckseper wurde am 8. Juni 1936 in Bremen geboren und wuchs in Stuttgart auf. Zunächst schlug er eine technische Laufbahn ein: Von 1952 bis 1955 absolvierte er eine Mechanikerlehre mit dem Ziel, Lokomotivkonstrukteur zu werden. Schon damals faszinierte ihn die Welt der Maschinen und Mechanik – eine Faszination, die sein späteres künstlerisches Werk tief prägen sollte.

 

Studium & erste künstlerische Schritte
1956 wechselte Meckseper an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, später setzte er sein Studium an der Hochschule der Künste Berlin fort. In dieser Zeit entstanden seine ersten Radierungen – fein gearbeitet, technisch präzise und doch voller geheimnisvoller Andeutungen. Seine Kunst begann, eine eigene Sprache zu sprechen, in der sich Technik und Poesie verbanden.

 

Leben in Worpswede & künstlerische Entwicklung
Von 1961 bis 1984 lebte Meckseper im Künstlerdorf Worpswede, das ihn zu einer Bildwelt inspirierte, die reduziert, aber von großer Tiefgründigkeit war. Seine Arbeiten zeigen meist einzelne Gegenstände – oft technische Apparate oder Uhren –, die in stiller Spannung zueinanderstehen. Parallel zu seinem künstlerischen Schaffen experimentierte er weiter mit Konstruktionen: So baute er Anfang der 70er Jahre ein eigenes Dampfboot und wagte zwischen 1978 und 1986 fünf Alpenüberquerungen im Gasballon.

 

Internationale Anerkennung & Lehre
Meckseper stellte in Deutschland und international aus – etwa im Museum Boymans van Beuningen in Rotterdam oder bei bedeutenden Druckgrafik-Biennalen in Japan und Norwegen. Er leitete Radierklassen an renommierten Akademien in Salzburg, Kyoto und Wuppertal und wurde mehrfach für sein druckgrafisches Werk ausgezeichnet. 1963 erhielt er den Deutschen Rompreis, und in Japan wurde er mehrfach für seine Druckgrafiken geehrt.

 

 

Späte Jahre & literarische Zusammenarbeit
Ab 1985 lebte Meckseper in Berlin. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau, der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, veröffentlichte er 2013 den Roman Pong redivivus. Seine Tochter Josephine Meckseper ist heute selbst international erfolgreiche Künstlerin. Friedrich Meckseper starb 2019 kurz vor seinem 83. Geburtstag, hinterließ ein vielschichtiges Werk zwischen Mechanik, Bildpoesie und Technikträumen.

   

Werk


Friedrich Mecksepers Werk ist eine faszinierende Verbindung aus präziser Technik und geheimnisvoller Bildpoesie. Seine Radierungen, Gemälde und Collagen wirken wie kleine Bühnen, auf denen technische Objekte – Zahnräder, Uhren, Apparaturen – in einer fast stillen Spannung schweben. Doch diese Gegenstände sind keine bloßen Maschinen: Sie verwandeln sich zu Symbolen, die von Zeit, Erinnerung und dem Unsichtbaren erzählen.

Meckseper scheut sich nicht vor einer kühlen, fast minimalistischen Formensprache, in der jedes Element mit Bedacht platziert ist. Die technische Präzision seiner Linien steht im spannungsvollen Kontrast zu einer Atmosphäre, die zugleich rätselhaft und poetisch ist. Es sind Räume voller Andeutungen, in denen Wissenschaft, Technik und Metaphysik ineinanderfließen.

Seine Arbeit steht in der Tradition großer Denker und Erfinder wie Leonardo da Vinci und Athanasius Kircher, ohne sich je auf deren Pfade zu verlassen. Vielmehr erschafft Meckseper eine ganz eigene Bildwelt – eine Welt, in der Technik nicht nur Funktion, sondern auch Sinnbild ist: für menschliche Sehnsüchte, Träume und das Ringen um Erkenntnis.

In seinen Apparaten und technischen Motiven finden sich nicht nur Maschinen, sondern auch Fragmente einer inneren Welt – eines künstlerischen Denkens, das das Sichtbare hinterfragt und das Unsichtbare spürbar macht. Seine Kunst bleibt dabei immer offen, lässt Raum für Interpretation und lädt ein, hinter die Oberfläche zu blicken.

 

Mit einem beeindruckenden Œuvre, das über Jahrzehnte gewachsen ist, gilt Friedrich Meckseper heute als einer der wichtigsten deutschen Künstler, die Technik und Bildpoesie in einzigartiger Weise verbinden.

 

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