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Markus Lüpertz' Werk ist ein kompromissloses Plädoyer für die Autonomie der Kunst – ein bildnerischer Kosmos, der sich bewusst der Eindeutigkeit verweigert. In seinem Schaffen verschmelzen Figuration und Abstraktion, Mythos und Gegenwart, Pathos und Ironie. Der Begriff des „Dithyrambischen“, den er selbst prägte, steht exemplarisch für diese Haltung: ein rauschhaftes, archaisch aufgeladenes Malen, das nicht Abbild, sondern Ausdruck sucht – jenseits von Stil und Mode.
Seine Bildwelt ist bevölkert von Helden, Uniformierten, antiken Fragmenten, Architekturzitaten – stets monumental, oft bewusst „unzeitgemäß“. Dabei geht es nicht um Narration, sondern um Form – das „Was“ ist dem „Wie“ untergeordnet. Lüpertz' Arbeiten sind keine Geschichten, sondern Denkfiguren. Er malt nicht nur, was er sieht – er malt, was er denkt, weiß und glaubt. Seine Werke stehen in der Tradition der europäischen Malerei – Cézanne, Picasso, Beckmann, aber auch Nietzsche, Hölderlin und der katholische Bildkanon hallen nach.
Als Bildhauer überträgt er seine malerischen Prinzipien in den Raum: monumentale Bronzeplastiken, die antike Formzitate mit expressiver Körperlichkeit verbinden. Lüpertz operiert mit Brüchen und Übertreibungen – bewusst anti-perfekt, widerständig. Seine Skulpturen wirken wie gefallene Götter oder neuzeitliche Totems, getragen von einem Willen zur Form und einem Glauben an die Wirkkraft des Bildes.
Lüpertz ist ein Solitär – als Künstler, Lehrer, Autor und Performer. In einer Zeit der Ironie und Dekonstruktion hielt er unbeirrt an der Idee der großen Kunst fest: heroisch, sinnlich, metaphysisch. Seine Kunst ist kein Kommentar, sondern eine Setzung. Ein Ereignis, das fordert, provoziert – und bleibt.
Mit über sechs Jahrzehnten Werk, zahllosen Ausstellungen, Gedichtbänden, Plastiken im öffentlichen Raum und einer intensiven Wirkung als Lehrer zählt Markus Lüpertz zu den wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Nachkriegskunst – in Deutschland wie international.