Rudolf Hausner


RUDOLF HAUSNER. (o. D.). VISIONARY HALL OF FAME. https://visionaryhalloffame.weebly.com/rudolf-hausner.html
RUDOLF HAUSNER. (o. D.). VISIONARY HALL OF FAME. https://visionaryhalloffame.weebly.com/rudolf-hausner.html

vita


Frühe Jahre und Ausbildung

 

1914–1937
· geboren am 4. Dezember 1914 in Wien als Sohn eines kaufmännischen Angestellten und begeisterten „Sonntagsmalers“ · frühe Begegnung mit der Kunst durch den Vater · Schulzeit an der Schubert-Realschule und am Realgymnasium Schottenbastei · 1931 Matura · anschließend Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Carl Fahringer und Karl Sterrer · frühe Arbeiten beeinflusst von Impressionismus und Expressionismus, besonders Cézanne und van Gogh · musikalisch begabt, Pianist im Pinguin-Jazz-Quartett, Tourneen durch Europa und Nordafrika


Kriegserfahrung und künstlerischer Neubeginn

 

1938–1945
· 1937 Einberufung zum Bundesheer · 1938 Ausstellungsverbot durch die Reichskulturkammer · ab 1941 Kriegsdienst in der Wehrmacht · prägendes traumatisches Erlebnis 1942: eingeschlossen im Blockhaus in der Tatra, erste Erfahrungen mit der Projektion des Unbewussten · Entlassung als kriegsuntauglich 1943 · in der Rüstungsindustrie als technischer Zeichner · in den letzten Kriegstagen erneute Einberufung zur Fliegerabwehr


Aufbruch: Wiener Schule des Phantastischen Realismus

 

1946–1960
· nach Kriegsende Wiederaufbau des zerstörten Ateliers in Wien · Arbeit an der Weiterentwicklung der Tatra-Erfahrung zur „Tatra-Methode“ · 1946 Mitbegründer einer surrealistischen Gruppe im Wiener Art-Club mit Edgar Jené, Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter, Fritz Janschka · erste Ausstellung 1946 im Wiener Konzerthaus · 1952 Verurteilung zu zwei Jahren Kerker wegen Hehlerei (Affäre Grill) · künstlerisch geprägt von intensiver Auseinandersetzung mit unbewussten Prozessen · 1956 Vollendung des Schlüsselwerks Arche des Odysseus nach sechsjähriger Arbeit · 1957 erstes „Adam“-Bild als Beginn eines lebenslangen Zyklus · Konflikte mit der surrealistischen Orthodoxie · 1959 Teilnahme an der documenta II in Kassel · 1959 Begründerfigur der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, benannt von Johann Muschik · erste Ausstellung im Schloss Belvedere


Internationaler Erfolg und Lehre

 

1960–1980
· ab 1960 Verkauf erster Bilder, dennoch lange wirtschaftliche Schwierigkeiten · ab 1965 Professor für Freie Kunst und Zeichnen an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (bis 1980) · ab 1966 Mitglied der Freimaurerloge Sapientia · ab 1968 Professur an der Akademie der bildenden Künste Wien · Gastdozenturen u. a. in Tokio · Entwicklung einer altmeisterlichen Lasurtechnik mit durchscheinenden Harzölfarben · Freundschaften mit Künstlern wie René Magritte, Paul Delvaux, Viktor Brauner · viele Schüler seiner Klasse wurden selbst international erfolgreiche Künstler


Späte Jahre und künstlerisches Vermächtnis

 

 

1980–1995
· intensive Weiterarbeit am „Adam“-Zyklus bis ins hohe Alter · „Adam“ als Leitmotiv: Sinnbild für Selbst- und Welterkenntnis, Alter Ego und Spiegelbild · Gegenpol: Motiv des „Narrenhutes“ als melancholisch-kontemplative Seite · Hausners Arbeiten als „gemalte Psychoanalyse“: Gleichwertige Darstellung von Bewusstem und Unbewusstem · zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland · Entwurf von Briefmarken für die Österreichische Post und die Postverwaltung der Vereinten Nationen · 25. Februar 1995 Tod in Mödling, Grab mit Adam-Büste auf dem Wiener Zentralfriedhof

   

Werk


Rudolf Hausner gilt als Schlüsselfigur der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, deren charakteristische Merkmale technische Perfektion, altmeisterliche Lasurtechnik und eine außergewöhnliche Tiefenwirkung der Farben sind. Zentral ist seine psychologische Bildwelt: In immer neuen Variationen stellt Hausner das „Adam-Bewusstsein“ dar – eine universelle Figur, die als Spiegel des Künstlers wie des Betrachters dient. Die Verbindung von äußerer Wirklichkeit und innerem Seelenraum macht seine Gemälde zu eigenwilligen psychoanalytischen Reflexionen. Hausners Werk überschreitet die Grenzen des Surrealismus: Es zeigt den Menschen als Projektion seiner selbst – ein Entwicklungsroman in Bildern, ein innerer Monolog, in dem „Inneres“ und „Äußeres“ unauflöslich ineinanderfließen.