Karl Otto Götz


Mark, O. (2013). Karl Otto Götz [Fotografie]. Götz’ Haus in Niederbreitbach-Wolfenacker.
Mark, O. (2013). Karl Otto Götz [Fotografie]. Götz’ Haus in Niederbreitbach-Wolfenacker.

vita


Frühe Jahre

 

1914–1945
· Geboren 1914 in Aachen · Wendet sich früh gegen familiäre Erwartungen, beginnt 1932 das Studium an der Kunstgewerbeschule Aachen · Erste abstrakte Experimente ab 1933 · Während der NS-Zeit wegen seiner abstrakten Kunst mit Mal- und Ausstellungsverbot belegt, arbeitet heimlich weiter · Kontakte zu progressiven Künstlern wie Will Grohmann, Edmund Kesting und Otto Dix prägen sein Frühwerk · Militärdienst bei der Luftwaffe, ab 1941 als Nachrichtenoffizier in Norwegen stationiert · Bleibt selbst dort im Austausch mit der modernen Kunstszene · Große Teile seines frühen Werks werden 1945 bei der Bombardierung Dresdens zerstört.


Aufbruch in die Nachkriegsmoderne

 

1945–1959
· Lebt nach dem Krieg mit seiner Familie zunächst in Königsförde bei Hameln · Baut Verbindungen zu Künstlern wie Umbo, Emil Schumacher und Hann Trier auf · Erste Einzelausstellung 1947 in Mannheim · Bereits kurz darauf Ausstellungserfolge in Paris, wird Mitglied der internationalen Künstlergruppe CoBrA · Gibt die Zeitschrift META heraus, ein Forum für zeitgenössische Kunst und Dichtung · Kontakte nach Frankreich stärken seine Rolle als Vermittler zwischen deutschen und internationalen Avantgarden · Entwickelt um 1952 eine eigenständige Technik mit Kleister, Pinsel und Rakel — ein entscheidender Schritt zum informellen Stil, für den er berühmt wird · Mitbegründung der legendären Quadriga-Gruppe in Frankfurt · Internationale Anerkennung: Biennale Venedig, documenta II in Kassel.


Lehrer einer neuen Generation

 

1959–1975
· Berufung an die Kunstakademie Düsseldorf · Lehrt dort zwei Jahrzehnte Freie Malerei · Prägt Generationen von Künstlerinnen und Künstlern, darunter Gerhard Richter, Sigmar Polke, Gotthard Graubner, Rissa und HA Schult · Fördert auch experimentelle Tendenzen, öffnet sich Einflüssen von Fluxus, Happening und Medienkunst · Beschäftigt sich intensiv mit Wahrnehmungspsychologie, gemeinsam mit Rissa entwickelt er den Visual-Aesthetic-Sensitivity-Test · Zunehmende Distanz zu Joseph Beuys nach dessen polarisierenden Aktionen · Götz bleibt ein unermüdlicher Forscher künstlerischer Prozesse.


Rückzug ins Westerwald-Atelier

 

 

Ab 1975
· Übersiedlung mit Rissa ins Atelierhaus nach Wolfenacker im Westerwald · Veröffentlichung seiner Autobiografie in zwei Bänden · 1990 malt er anlässlich der deutschen Wiedervereinigung die großformatige Arbeit Jonction · Bleibt bis ins hohe Alter produktiv, trotz einer späteren Sehschwäche · 1997 Gründung der K.O. Götz und Rissa-Stiftung zur Förderung junger Kunst · Auszeichnungen und große Retrospektiven ehren sein Lebenswerk · Stirbt 2017 mit 103 Jahren.

Werk


Karl Otto Götz gilt als einer der entscheidenden Wegbereiter des deutschen Informel. Schon früh verließ er gegenständliche Ausdrucksformen und entwickelte eine Malerei, die Spontaneität und rasche Gestik zur künstlerischen Methode erhob. Seine charakteristische Rakeltechnik ermöglichte es ihm, Farbschichten in dynamischen Bewegungen zu formen und wieder zu zerschneiden. So entstehen dichte, energiegeladene Strukturen, die zwischen Chaos und Form changieren — ein Markenzeichen seiner Arbeit.
Als Lehrer beeinflusste er die Nachkriegsgeneration nachhaltig, öffnete die Kunstakademie Düsseldorf für internationale Impulse und förderte eine freie, experimentelle Haltung. Auch seine Auseinandersetzung mit Psychologie und Wahrnehmung prägte sein Werk — immer ging es ihm um die Frage, wie Kunst wirkt und wahrgenommen wird.
Bis zuletzt blieb Götz ein leidenschaftlicher Erneuerer, der das Informel nicht als abgeschlossenes Kapitel sah, sondern als offene Forschungsreise.