HAP Grieshaber


Gräfingholt, D. (1970). H. A. P. Grieshaber [Fotografie]. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - Bildbestand, Bonn.
Gräfingholt, D. (1970). H. A. P. Grieshaber [Fotografie]. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung - Bildbestand, Bonn.

vita


Frühe Jahre & Lehrzeit

 

1909–1933
Geboren 1909 in Rot an der Rot, Oberschwaben · Schulzeit in Nagold und Reutlingen · 1924–1927 Schriftsetzerlehre · Besuch der Staatlichen Kunstgewerbeschule Stuttgart · Abbruch des Studiums 1928 wegen fehlender familiärer Unterstützung · Erste Arbeitslosigkeit und prekäre Jahre · 1931–1933 Studienreisen nach England, Ägypten und Griechenland · Rückkehr nach Deutschland · Anfang als Gebrauchsgrafiker · Erste Experimente mit dem Holzschnitt


Widerstand & innere Emigration

 

1933–1945
Künstlerische Arbeit im Verborgenen unter der Diktatur des Nationalsozialismus · Kritik am Regime, drohendes Berufsverbot durch die Reichskulturkammer 1937 · 1940 Einzug zur Wehrmacht als Funker im Elsass · 1945 Kriegsgefangenschaft in Mons (Belgien) · Frühwerk stark geprägt vom mittelalterlichen Linienschnitt und erster Synthese mit Flächenholzschnitt · Themenkreis: Landschaften, Flora und Fauna der Schwäbischen Alb, religiöse und mythologische Motive


Neubeginn & künstlerische Erneuerung

 

1946–1960
Rückkehr nach Eningen unter Achalm bei Reutlingen · Aufbau eines neuen Lebensmittelpunkts auf der Achalm · Mitwirkung bei der Neugründung des Deutschen Künstlerbundes (ab 1950) · Lehrer an der Bernsteinschule bei Sulz am Neckar (1951–1953) · Professur an der Kunstakademie Karlsruhe als Nachfolger Erich Heckels (1955–1960) · Debatte um die Karlsruher Prüfungsordnung – Verteidigung der künstlerischen Freiheit gegen akademische Normen · Teilnahme an der documenta I (1955) und documenta II (1959)


Monumentalisierung & Engagement

 

 

1960–1981
Entwicklung großformatiger Holzschnitte, teilweise mehrteilige Zyklen · Teilnahme an der documenta III (1964) mit der „documenta-Wand“ · Bedeutende Aufträge für öffentliche Bauten (z. B. Sturmbock, Rathaus Reutlingen) · Mitbegründer der Zeitschriften Engel der Geschichte und Labyrinth (1960–1962) · Gesellschaftspolitisches Engagement: Proteste gegen Diktaturen in Griechenland und Chile, Einsatz für Landschaftsschutz und Ökologie, Brückenschlag zwischen DDR und BRD · Lebensgemeinschaft mit der Lyrikerin Margarete Hannsmann (1967–1978) · Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Dürer-Preis Nürnberg (1971) und Gutenberg-Preis Leipzig (1978) · 1979 große Retrospektiven zu seinem 70. Geburtstag · Tod 1981 in Eningen unter Achalm

Werk


HAP Grieshaber revolutionierte den Holzschnitt als künstlerisches Medium und führte ihn aus dem Buchformat in monumentale Wandbilder. Mit kraftvollen Linien, abstrahierenden Flächen und figurativem Duktus schuf er einen unverwechselbaren Stil, der mittelalterliche Einflüsse mit moderner Bildsprache verband.

Sein Œuvre umspannt Themen von der Natur der Schwäbischen Alb über Liebespaare und Mythologie bis zu klar politischen und ökologischen Botschaften. Grieshaber verstand Kunst als Medium der Verantwortung: „Ich bin ein homme engagé, für den es selbstverständlich ist, dass eine Sache nur dann einen Wert hat, wenn sie politisiert worden ist.“

 

Bis heute bewahrt vor allem das Städtische Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen seinen reichen Nachlass und macht deutlich, wie Grieshabers Werk druckgrafische Tradition und gesellschaftspolitisches Engagement untrennbar vereint.