1970er Jahre
· Geboren am 25. September 1953 in Münster
· Nach einer Lehre als Maschinenbauer Beginn des Studiums an der Fachhochschule für Design in Münster ab 1976
· Studienschwerpunkte: Objektdesign, Bildhauerei, Zeichnung
· Diplomarbeit zum Thema Monolithische Objekte in der Landschaft – frühe Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Skulptur und Raum
· 1978 Eröffnung des ersten Ateliers in Münster
1982–1999
· Umzug nach Hamm 1982 – dort Beginn der freiberuflichen Arbeit als Künstler
· Ab 1988 Nutzung einer Industriehalle auf dem Gelände der Thyssen Draht AG als Atelier – symbolträchtige Verbindung von Kunst und Industriekultur
· 1987 Frankreich-Stipendium der Aldegrever-Gesellschaft Münster – erste internationale Anerkennung
· 1990 Auszeichnung mit dem erstmals verliehenen Dr.-Emil-Löhnberg-Kulturförderpreis der Stadt Hamm
· 1992 Entstehung des Tors der Wachsamkeit – zentrale Arbeit im öffentlichen Raum in Hamm, reflektierend über Wahrnehmung, Gegenwärtigkeit und
gesellschaftliche Verantwortung
1999–2001
· Neues Atelier in einer ehemaligen Orangerie in einem münsterländischen Schlosspark ab 1999 – Rückzug ins Naturnahe, kontemplative Arbeiten
· Großprojekt Fabelpfad im Stadtpark Gütersloh: acht großformatige Stahlskulpturen, die zwischen 1,60 und 5,20 m hoch sind – erste Skulptur 2000 zur
175-Jahr-Feier der Stadt aufgestellt
· Tod am 10. Februar 2001 im Alter von nur 47 Jahren – posthume Fertigstellung der übrigen Fabelpfad-Skulpturen nach seinen Entwürfen
Das künstlerische Werk Manfred Billingers ist durch eine sensible, oft poetische Verbindung von Material, Raum und Bedeutung geprägt. Seine bevorzugten Medien – Metall, Stahl, Stein – treten in Dialog mit der Umgebung, ohne sich in ihr aufzulösen. Viele seiner Arbeiten entstehen im öffentlichen Raum und entwickeln ihre Wirkung in der unmittelbaren Alltagsbegegnung.
Typisch für Billingers Skulpturen ist eine gleichzeitige Klarheit der Form und Mehrdeutigkeit der Assoziation. Werke wie das Tor der Wachsamkeit (1992) lassen sich als plastische Metaphern für gesellschaftliche Zustände verstehen: das Tor als Schwelle, das Auge als Symbol von Bewusstsein und Gegenwart. Billinger selbst beschreibt es als Einladung zur Achtsamkeit, zur kritischen Aufmerksamkeit – eine Haltung, die seine gesamte künstlerische Arbeit durchzieht.
Der Fabelpfad wiederum verbindet bildhauerische Kraft mit erzählerischer Fantasie. Die monumentalen Stahlfiguren – menschen- oder tierähnlich, zugleich archaisch und spielerisch – verwandeln den Stadtpark in eine begehbare Erzählung. Sie zeigen Billingers Gespür für Maßstäblichkeit, für Humor und für das Potenzial, Skulptur in lebendige Beziehung zu Menschen aller Altersgruppen zu setzen.
Seine Arbeit Die Elemente. Feuer – Wasser – Erde – Luft, auf einer Wiese nahe des Hammer Bahnhofs, verknüpft Industriegeschichte mit mythologischer Symbolik. Sie ist nicht nur ein Beitrag zur Industriekultur, sondern ein Beispiel für Billingers Fähigkeit, Orte durch Skulptur mit Bedeutung aufzuladen, ohne sie zu überformen.
Manfred Billinger war ein Künstler, der aus der Region kam und ihr zugleich eine neue, zeitgenössisch-poetische Form gegeben hat. Sein Werk lebt im öffentlichen Raum weiter – als stille Mahnung zur Wachsamkeit, als Einladung zum Staunen, als bleibende Spur eines wachen, empfindsamen Gestalters.