BERND MOENIKES


Lebenslauf


  • 1955 in Gelsenkirchen geboren
  • 1975-80 Studium PH/Universität Dortmund, Sonderpädagogik und Kunst;
  • 1980 Diplom in Erziehungswissenschaften
  • 1981 1. Staatsexamen für das Lehramt an Sonderschulen mit dem Wahlfach Kunst
  • 1981-82 Ausbildung im Steinmetz- Steinbildhauerhandwerk; Gesellenprüfung
  • 1982-83 Leiter der „Galerie junger Kunst“ der Stadt Schwerte; Kunstredakteur der Zeitschrift „Guckloch“ (später „Prinz“)
  • 1983-84 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund
  • 1984-86 Erste bildhauerische Auftragsproduktionen
  • 1984 Gründung der Künstlergruppe MAP; Zahlreiche Kunst-Umwelt-Aktionen
  • 1986 2. Staatsexamen; Promotion in Museumspädagogik
  • 1987/88 Auszeichnung der Künstlergruppe MAP durch den nationalen Ausschuss des Europäischen Umweltjahres für die Produktion „Artimation des Waldes“, ein Multi-Media-Projekt, in versch. Städten in NRW aufgeführt.
  • 1988/89/90 Studienaufenthalte in Tanzania; Zusammenarbeit mit tanzanischen Künstlern
  • ab 1991 Performances für Kettensäge und Musiker Organisation von Ausstellungen, z.B.
  • 1992 „Regenwald“
  • 1993 „Alte Künstler sehen Europa“
  • 1990-94 Projekt „100 Bäume für den Regenwald“
  • 1995-96 Projekte „Greenart“ und
  • 1996-2000 „Zukunftswald 2000“ mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
  • 2001/2002 Ausgewähltes Projekt „THING (K)“ beim Jugendkulturpreis NRW: Denkmal für Jugendliche in 5 Städten in NRW; Projekt „Wildnis in Deutschland“ mit dem Bund
  • 2003 Leiter der Franziskus-Schule; Förderpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Arbeit im Bereich Kunst und Umwelt - Nominiert für den ZDF-Preis muna 2003 für den Bereich Kunst, Innovation, Umwelt
  • 2002-2004 Projekt „Grünes Band“ mit dem BUND
  • 2005 Skulpturenweg „Spiele mit den Sinnen“ im Blücherpark, Dortmund; Platzgestaltung „Die Vögel“ in Münster-Hiltrup; Performance „Lieder für den Feuerbaum“ für Kettensägen, Elektroaxt und 4 Musiker, Lamberti-Kirchplatz, Museumsnacht Münster
  • 2006 1. Preis im URBAN II – Wettbewerb der Stadt Dortmund für das Projekt „Route des Sports“
  • 2007 5 Großskulpturen im Schlosspark Aplerbeck; 7 Großskulpturen für die Firma Hülsta in Stadtlohn
  • 2008 4 Großskulpturen im Union-Gewerbehof, Dortmund; Großskulptur auf dem Friedhof in Wiedenbrück
  • 2009 Großskulptur in Kamen; Gestaltung der 3 Preise „Demokratie im Betrieb“ der Organisation „Arbeit und Leben“ des DGB/VHS Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
  • 2009/2010 Projekt „Kyrill“ (Hochsauerland)
  • 2010 2. Preis „Kunst in der Höhle“, Ennepetal
  • 2011 2. Preis Jahresausstellung Kunstverein Dornum; Ökumenisches Skulpturenprojekt „Kaisereiche“, Dortmund
  • 2012 Großes Pferd, Reitanlage Unna Massen, Autobahnkreuz A44/A1
  • 2013 Großer Springer, Skulptur für den Essener-Ruhr-Skulpturenweg

Zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum
Ausstellungen im In- und Ausland
 
Arbeiten von Bernd Moenikes sind ständig in der Galerie Kley ausgestellt.

Werk


Im Werk Bernd Moenikes ist zwischen dem Ausgangsmaterial Stein und Holz zu unterscheiden. Kennt man seinen biographischen Werdegang, so ist man fasziniert von der materiellen und intel­lektuellen Gestaltungskraft seiner Skulpturen. Er setzt in seinen Werken deutliche Zeichen und Signale, denen man sich als Betrachter zweifach nähern muß. Zum einen den klar umschriebenen und in der Form eindeutig erfaßbaren Objekten aus Stein, zum anderen den komplexen und inter­pretationsbedürftigen Inhalten der Skulpturen. Der Künstler haucht der leblosen und gestaltlosen Materie das Leben ein, von dem der Betrachter bis dahin nicht geahnt hat, wie anders formuliert, wie neu gedacht es sich darstellen kann. Die innere Vorstellungskraft ist das entscheidende Poten­tial des Künstlers, der im zähen Ringen mit der Materie ihr Gestalt verleiht. Bernd Moenikes findet und erfindet seine Skulpturen in einem Prozeß des Beobachtens und der Reflexion. Er beginnt mit dem zunächst untergeordneten Angebot an verschiedenen Materialien.

 

Es sei an die Unterscheidung zwischen dem Bildhauer (Skulptur) und dem Plastiker erinnert, erste­rer trägt vom vorhandenen Material Teile ab, bis die gewünschte Form entstanden ist; der Plastiker fügt mit weichem Material, Gips oder Wachs, Teile zueinander bis sein Ergebnis vollendet ist.

 

Bernd Moenikes ist Bildhauer im wahren Wortsinn. Michelangelo hat einmal verlockend einfach erklärt, wie dieses zu verstehen ist: „Kein Bild kann selbst der beste Künstler nicht entsinnen, das nicht der Marmor schon umschlossen in sich birgt.“

 

Im Werk von Bernd Moenikes sind einige Werkgruppen zu unterscheiden. Zum einen Arbeiten, die im klassischen Verständnis als „vollendet“ bezeichnet werden und andere, die den Anschein des „Unvollendeten“ haben, fragmentarisch oder rudimentär wirken. Beide Seiten der Gestaltung sind Teil eines Gesamtwerkes und bewußte Setzungen des Künstlers.

 

In der jüngeren Zeit wird der Betrachter stärker mit in die Interpretation von Kunst eingebunden. Er ist es, der die Aufgabe vollenden muß und im intellektuellen Wahrnehmungsprozeß eine Skulptur als vollendet selbst in fragmentarischer Ausbildung verstehen kann oder sollte. Die hapti­sche, sinnliche Erfahrung wird wesentlich beeinflußt durch die Oberflächenbeschaffenheit des vom Künstler bearbeiteten Steins. Wesentliche Merkmale sind die Glätte und Rauheit. Es ist vom künstlerischen Vermögen des Künstlers abhängig, ob es ihm gelingt, zwischen der spezifischen Materialeigenschaft des Steins und dem gestalteten Inhalt seiner Werkes eine Harmonie zu gewin­nen. So ist es eine sehr bewußte Entscheidung für den Marmor gewesen, wenn Bernd Moenikes eine Idee gestaltet, deren formale Umsetzung wir dann als vollendet empfinden. Die Materialeigen­schaften des Marmors eignen sich in ihrer feinkörnigen Zusammensetzung besonders für geschlif­fene und geglättete Formen. Und mit dieser Oberfläche kontrastieren dann besonders pointiert die Flächen, die nur grob strukturiert bleiben und noch bewußte Momente der Bearbeitung aufweisen. Die aus dem Material herausgearbeiteten Formen sind häufig menschliche Organe wie Auge, Ohr, Nase oder Mund. Aber noch imposanter wirken die oftmals überproportional dargestellten Hände und Füße.

 

Eine andere Werkgruppe hat zum Ausgangsmaterial den schwarzen Granit. Viele Arbeiten besit­zen eine bruchstückhafte Form, so, als ob der Stein ein Fundstück ist, dessen Kanten und Ecken wie zufällig endend erscheinen. Bernd Moenikes lotet in diesen Objekten verschiedene bildhaueri­sche Fragestellungen aus. Häufig treten Flächen auf, die nur wenig an ihrer Oberfläche bearbeitet worden sind. Hier stellt sich Bernd Moenikes die grundsätzliche Überlegung nach der optischen Wahrnehmung des Raumes in der Skulptur. Das flache Relief wird durch rauhe und polierte Flä­chen in kontrastreiche Gegensätze gebracht. Manchmal sind es auch nur Einritzungen und Kerben, die die Oberfläche strukturieren. In jüngster Zeit bringt er auf die Steinoberfläche Abbildungen mittels Siebdruckverfahren auf. Dadurch erreicht er eine andere Oberflächengestaltung, die mit rein bildhauerischen Maßnahmen nicht zu erzielen gewesen wäre. Die Schwere des Materials er­fährt eine immaterielle Leichtigkeit, die das, was das Auge wahrnimmt, in ein ambivalentes Er­scheinungsbild überführt. Jede dieser Arbeiten stellt Fragen nach den Grenzen traditioneller Bild­hauerei. Gerade die in einigen Werken zu sehende Farbigkeit läßt die grenzen zwischen Bild und Skulptur verschwimmen. Und es erscheint nur konsequent, wenn Bernd Moenikes gar einige sei­ner Reliefsteine als Druckstöcke für Arbeiten auf Papier verwendet. Diese „Steindrucke“ (keine Lithographien!) sind in ihrer Liniensprache eng mit seinen schwarz-weißen und farbigen Holz­schnitten verwandt. Ihr Ausdruckspotential gewinnen sie durch die großflächigen Formen, die mit nur wenigen Umrißlinien und Binnenzeichnungen auf das Papier gesetzt sind.

 

Die Holzskulpturen von Bernd Moenikes wollen Zeichen setzen für Dinge, die in unserer Gesell­schaft nicht beachtet bzw. unter den Teppich gekehrt werden. Viele soziale Probleme sind immer noch aktuell, manche, ganz besonders die Umweltthematik, ist von unserem Standpunkt aus neu, aber der Raubbau des Menschen an der Natur ist sehr alt. Bernd Moenikes ist sich der Problematik bewußt, einerseits für den Erhalt des Waldes im allgemeinen zu kämpfen, andererseits seine Ar­beiten zum Teil in Holz auszuführen. Er benutzt aber fast ausschließlich solche Holzmaterialien, die als Bruchholz und Restholz anfallen und dem Raubbau nicht Vorschub leisten.

 

Bernd Moenikes ist zunächst Bildhauer, der sich auch in der Zweidimensionalität des Graphikers und Malers auszudrücken vermag. Er rückt dem Material Holz mit der Kettensäge zu Leibe. Schon lange sind das Holz und der Wald sein besonderer Interessenschwerpunkt. Und so kann man die Schnitte und Hiebe mit der Kettensäge auch nicht als Verletzungen verstehen, sondern als Ausdrucksgebärde des Menschen, der anderen Menschen mittels seiner besonderen Darstellungs­weise seine inhaltlichen Anliegen verständlich machen will. Die sozialen und in den letzten Jahren auch verstärkt die umweltpolitischen Probleme in unserer Gesellschaft haben sich trotz oder ge­rade wegen unserer „fortschrittlichen“ Gesellschaftsstruktur kaum verändert. Der Realität ein Spiegelbild vorzuhalten, darin ist einer der wesentlichen Momente zu sehen, die in den Werken von Bernd Moenikes zum Ausdruck kommen.

Bestand (Auswahl)